Veranstaltung abgesagt
Chile in Revolte
“Jetzt da wir die Augen öffnen, wollen Sie uns blind machen.”
Am 5. November 2020 um 19.30 Uhr in der Hansa48
Chile-Soli:
Dieses „Große“ ist die soziale Explosion im Land
„Dieses „Große“ ist die soziale Explosion im Land seit dem 18. Oktober 2019. Seitdem begehren erhebliche Teile der chilenischen Bevölkerung gegen das politische und wirtschaftliche Modell des Landes auf, gehen regelmäßig auf Demonstrationen, organisieren sich basisdemokratisch in Nachbarschaftsversammlungen. Diese gigantische Mobilisierung ist nun durch die Verbreitung des Coronavirus und den von der Regierung ausgerufenen Katastrophenalarm (vorerst) zum Erliegen gekommen.
(…) Wegen des privatisierten Gesundheitswesens werden die Armen auch in Chile die Hauptopfer der Corona-Krise sein. Der Zugang zu einer guten Gesundheitsversorgung hängt dort vom Einkommen der Betroffenen ab. Rund 26.000 Patient*innen sind 2018 gestorben, während sie auf Wartelisten für einen Krankenhausplatz standen.
Aber trotz der düsteren Aussichten sind sich viele sicher: Auch wenn das Virus für die Regierung von Sebastián Piñera wie gerufen kam, bedeutet diese akute Krise nicht das Aus für die chilenische Protestbewegung. Die Erfahrungen der letzten sechs Monate sind zu prägend gewesen. Neben der massiven Mobilisierung auf der Straße ist es zu einem wahren Aufblühen künstlerischer Protestformen gekommen, seien es die Protestsongs, die Wandmalerei, die feministische Performance oder das Straßentheater.
Die Protagonist*innen des Aufstands sind vor allem Schüler*innen, Studierende, Frauen, Mapuche und Rentner*innen. Und sie haben sich nicht unterkriegen lassen angesichts der brutalen Repression, ausgeführt von den militärpolizeilichen Carabineros, die vor Schüssen – vor allem in die Augen –, Vergewaltigungen und Folter nicht zurückschrecken und viele Verletzte und Tote in Kauf nehmen…“ aus dem Editorial der „ila“ (informationsstelle lateinamerika) Mai 2020“
Das Griechenlandsolikomitee Kiel lädt ein: Am 5. November 2020 um 19.30 Uhr in der Hansa48 wollen wir eine Veranstaltung zum Thema „Chile in der Revolte“ machen. Unsere Referentin Alix Arnold von der „informationsstelle lateinamerika“ ist jüngst in Chile und Argentinien gewesen und kann uns authentisch über die Situation dort berichten. Sollte sie nicht kommen können, werden wir den Film „Chile in Revolte“ zeigen.
Wir möchten euch auf zwei Veranstaltungen der neu gegründeten Soligruppe zu Lateinamerika hinweisen:
03.11. Film „REpresente – Die Zukunft ist jetzt“, 19 Uhr, Alte Meierei
Wer rettet wen Reloaded 2
Der neue Film von Leslie Franke und Herdolor Lorenz 90 Minuten
Am 22. und 28. Oktober 2020 zeigen wir den neuen Film jeweils um 20:00 Uhr im KDW in Neumünster
20 Jahre Runder Tisch gegen Rassismus
Am 15. August 2020 nahmen wir am 20 jährigen Geburtstagsfest des Runden Tisches gegen Rassismus teil. Wir veröffentlichen die Nachlese eines Aktivisten des Bündnisses.
Liebe Freund*innen,
hier Weiteres von unserem Sommerfest, das am 15. August im Verlauf des Nachmittags von etwa 400 Menschen besucht wurde. Bei bestem Sommer(- und eigentlich Strand-)Wetter, mit ausgeklügeltem Hygienekonzept und verlässlicher Security. Alles verlief friedlich und ungestört. Es war schon von der Planung her unter Corona-Bedingungen ein Wagnis, es hat viel Arbeit gekostet, und es hat sich gelohnt. Herzlicher Dank an alle, die mitgewirkt haben!
Es ist bei solchen Gelegenheiten sicher etwas Besonderes, wenn der Stadtpräsident einem antifaschistischen Bündnis im Namen der Landeshauptstadt Grüße ausrichtet und Erfolg bei der weiteren Arbeit wünscht – Hans-Werner Tovar hat es getan. Denn leider konnte dies kein Abschiedsfest nach endgültig erfolgreicher Arbeit sein – unsere Arbeit, unser Kampf gehen weiter, die Bedrohungen haben zugenommen und sind vielfältiger geworden. Das spiegelt sich auch in der Tatsache, dass in den letzten Jahren neue Organisationen entstanden sind, wie etwa die Seebrücke und die OMAS gegen Rechts, die umfangreiche eigene Aktivitäten entfalten und dabei, wie die vielen bereits lange bestehenden Verbände, mit dem Runden Tisch verbunden sind und am Runden Tisch mitsprechen, die mit allen anderen zusammen den Runden Tisch ausmachen. Wir freuen uns über neu entstandene Verbindungen wie zu den z. T. auch noch jungen Organisationen der People of Color. Wir sind überzeugt, dass wir uns alle gegenseitig brauchen, dass wir aufeinander angewiesen sind. Ein ganz kurzer, unvollständiger Einblick in die Arbeit des Runden Tisches in den vergangenen 20 Jahren wurde in der Eröffnungsansprache gegeben, die ihr ebenso wie die Rede Hans-Werner Tovars im Anhang findet.
38 verschiedene Organisationen haben beim Fest mit eigenen Informationsständen ihre Verbundenheit mit dem Runden Tisch bekundet.
Im Rahmen dreier Talkrunden haben Vertreter*innen verschiedener Verbände in der gebotenen Kürze über die Schwerpunkte ihrer eigenen Arbeit, ihre Verbindung zum Runden Tisch und über ihre Erwartungen an die Zukunft – sowohl hinsichtlich der Zusammenarbeit als auch der allgemeinen politischen Entwicklung – gesprochen.
Beteiligt waren: Stefanie Schmoliner (1. Bevollmächtigte der IG Metall Kiel-Neumünster), Uwe Gier (BR bei der Post, Vorsitzender von ver.di Kiel-Plön), Matthäus Weiß (Vorsitzender des Landesverbands der Sinti und Roma S-H), Cornelia Kerth ( Bundesvorstand VVN/BdA), Hans-Werner Tovar (Stadtpräsident Landeshauptstadt Kiel), Gürsel Ayan (Migrationsausschuss IG Metall); von den Gründungsmitgliedern Bettina Jürgensen (damals Betriebsrätin im Veranstaltungszentrum “Pumpe”), Dietrich Lohse (damals Betriebsrat WDA Brodersdorf), Axel Hoffmann (damals Avanti-Projekt undogmatische Linke), Wolfgang Mädel (damals 1. Bevollmächtigter IG Metall), Hans-Ulrich Stangen (damals Vertrauenskörperleiter IG Metall und BR auf HDW Kiel); Melanie Groß (FH Kiel, für das Zentrum für Betroffene rechter Angriffe ZEBRA), Tamara Mazzi (Empowerment von Black, Indigenous and People of Color EmBIPOC an der CAU), Martin Link (Geschäftsführer Flüchtlingsrat S-H), Natalie und Julian (Seebrücke Kiel), Gudrun Knehler (OMAS gegen Rechts Kiel).
Künstler*innen gegen Rassismus und Faschismus waren natürlich ein wesentlicher Teil unseres Festes. Wir freuen uns unter anderem auch darüber, dass wir alle, die bei uns aufgetreten sind, auch bezahlen konnten – ganz wichtig in diesen für Kulturschaffende schwierigen Zeiten. Und das bedingt ebenso natürlich den großen Dank an alle Institutionen und Personen, die unser Fest mit den finanziellen Mitteln gefördert haben, durch die uns das ermöglicht wurde!
Aufgetreten sind mit Slam Poetry: Björn Högsdal, Stefan Schwarck, Victoria Helene Bergemann, Selina Seemann, Corinna Hansen und, als POC Poetry, Limo und Bontu.
Das Musikprogramm wurde bestritten von der Safar Band, Svennä&Morales, Henri Jacobs und Heinz Ratz – Strom und Wasser.
Die Bildauswahl im Anhang ist naturgemäß begrenzt und zeigt vieles und viele nicht. In Kürze folgt ein von den Fotografen freigegebener link zu weiteren Aufnahmen. Die hier gezeigten Aufnahmen wurden von den Kieler Arbeiterfotografen Fritz und Ollo gemacht.
Nun hoffen wir, dass uns die gute Stimmung des Festes durch die kommenden Auseinandersetzungen trägt, dass sich unsere Verbundenheit weiterhin bewährt, Alexander Hoffmann, heute als Rechtsanwalt u. a. Nebenklagevertreter im NSU-Prozess, hat als eine Stärke des Runden Tisches die Erfahrung hervorgehoben, dass sich die hier Aktiven vollkommen aufeinander verlassen können. Diese Erfahrung werden auch die neu Hinzukommenden machen – mögen sie zahlreich sein!
Solidarische Grüße
Dietrich Lohse
WER RETTET WEN? RELOADED
Der neue Film von Leslie Franke und Herdolor Lorenz 90 Minuten
Die nächste Krise hat schon begonnen
Alle Welt redet von der „Corona-Krise“. Doch Corona ist nur ein
Brandbeschleuniger. Die nächste Weltwirtschaftskrise hat schon im
Dezember 2018 begonnen, als Finanzderivate Vermögen in Höhe
von fünf Billionen Dollar vernichteten – das sind 12 Jahre die Aus-
gaben des deutschen Bundeshaushalts! Die industrielle Produk
tion rutschte sogleich ins Minus. Covid 19 ist angesichts der speku-
lativen Immobilienpreise, des Bankensystems und der Schulden-
berge nur die Stecknadel, die in eine Blase sticht.
Wäre es nicht Corona gewesen, so hätte etwas anderes die Krise
zum Kochen gebracht. Die schon 2007 gefährliche Verschuldung ist
weiter gestiegen und wird in der aktuellen Krise alle Rekorde bre-
chen. Die Banken haben in den USA wieder alle Freiheiten und die
europäischen leiden unter gewaltigen Portfolios südeuropäischer
Staatsanleihen. In der neuen Eurokrise wird Italien wackeln und mit
ihr auch die europäischen Banken. Zusätzlich existiert ein intrans-
parentes und nichtreguliertes Schattenbanksystem (z. B Hedge-
fonds wie Blackrock), das mächtiger ist als der gesamte Banken-
sektor selbst. Und auch der Immobilienmarkt ist weltweit eine Bla-
se mit mehr als 100 Millionen neugebauten aber leerstehenden
Wohnungen.
Wo man hinschaut, warten Blasen auf ihr Platzen. Nach und nach
werden Firmen, Banken und nach ihnen auch mit Rettungsschir-
men überforderte öffentliche Körperschaften die Zahlungsunfähig-
keit anmelden. So wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit die Krise
gewaltig weiter ausbreiten: als neue Finanzkrise, als neue Immobi-
lienkrise oder als neue Eurokrise – alles unberechenbarer und grö-
ßer, weil im Gegensatz zur letzten Krise China nicht mehr als Krisen-
dämpfer wirkt.
Mal wieder nichts gelernt
Aus der letzten Krise wissen wir, dass Krisen stets das Einkommen,
die Arbeitsrechte und die persönliche Sicherheit der Lohnabhängi-
gen und unsere Demokratie bedrohen. Mit der Finanzkrise wurde
die Arbeit auf Abruf, als Freelancer und in der Gig-Ökonomie ohne
jede soziale Absicherung zum Alltag. Dies betrifft in den „entwickel-
ten“ Staaten des Westens nun 40 % aller Beschäftigten. Sie sind es
auch, die in dieser Krise kein Kurzarbeitergeld bekommen und
trotzdem die Miete zahlen müssen. Karstadt-Kaufhof schließt die
Hälfte der Filialen. Und das ist sicher nur der Anfang. Wir haben
nichts aus der Finanzkrise 2008 gelernt.
Nicht mit uns
Lasst uns verhindern, dass wir 99,9 % wieder für die Krise der 0,1 %
Reichen und Mächtigen zahlen müssen! Der Film „Wer Rettet Wen?“
zeigt eindringlich, wie das in der letzten Krise geschah. Wer seine
Geschichte nicht versteht, läuft Gefahr, sie noch einmal tragischer
zu wiederholen. Deshalb nun die aktuelle Version des Films „Wer
Rettet Wen – Reloaded“.
Bundesweite Premiere startet am 11. September 20
Buchempfehlung
Wie Rassismus aus Wörtern spricht
„Worte können sein wie winzige Arsendosen, sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da.“ Victor Klemperer, LTI. Notizen eines Philologen
Nicht zuletzt seit dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz Ende Mai im us-amerikanischen Minneapolis und den weltweiten Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt ist auch in Deutschland eine neue Debatte über Rassismus und dessen vielfältigen Erscheinungsformen entbrannt. Dies macht selbst vor einem Philosophen wie Immanuel Kant („Kant war ein Rassist“, Frankfurter Allgemeine 23.6.20), einem der Lichtgestalten und viel zitierten Begründer „europäischer Werte“ nicht halt. Und auch der Inhaber der Kieler „Mohren-Apotheke“ verspricht eine Namensänderung: „Der Begriff ‚Mohren‘ ist im aktuellen Gebrauch negativ besetzt“ (Kieler Nachrichten 2.7.20).
Solidarität ist unsere Waffe!
Liebe GenossInnen, liebe Freund*nnen und Mitstreiter*nnen,
vor ein paar Wochen erreichte uns der Hilferuf unserer Freundinnen und Freunde vom Solidaritätsnetzwerk To Mirmigi (die Ameise). Die Hauptaktivitäten der Ameise im Athener Stadtteil Kypseli bestehen darin,
- Sprachunterricht und Nachhilfe, - psychologische Beratung, - Rechtsberatung, - Aktivitäten gegen Polizeigewalt, - Aktivitäten gegen Gentrifizierung, - Solidarität mit Projekten, die Flüchtlinge unterstützen.
Der Anteil der Migranten liegt in Kypseli um die 40 Prozent. Viele Rentner und arme Familien leben hier.
(Nicht nur) bedingt durch die Corona-Pandemie geht die Spendenbereitschaft für dieses wichtige solidarische Projekt dramatisch zurück. Deshalb haben wir den Spendenaufruf direkt an euch weitergeleitet und es sind bis heute über 2.000 Euro an Spenden zusammengekommen. Diese haben wir der Ameise umgehend zukommen lassen. Durch eure Spenden ist die Miete des kleinen Hauses, das für alle offen steht und in dem die Nahrungsmittelpakete verteilt werden, für die nächsten Monate gesichert.
Für eure Solidarität möchten wir uns an dieser Stelle auch im Namen der Ameise herzlich bedanken!
Hoch die internationale Solidarität!
Griechenlandsolikomitee Kiel
Stand: 03.08.2020
Buchempfehlung
Die zerrissene Republik
„Wer nicht zu den Verlierern zählen will, sollte eben zu den Gewinnern wechseln“
Diesen zynischen Satz formulierte Martin Lück, deutscher Chefstratege von Blackrock (weltweit größter Vermögensverwalter) in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 9.12.19 angesichts der Debatte um die sich vergrößernde Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland.
Es ist nicht zu übersehen, dass in der öffentlichen Wahrnehmung das Thema der zunehmenden gesellschaftlichen Spaltung an Bedeutung gewinnt. So gingen in den vergangenen Wochen z.B. folgende Meldungen durch die Presse:
- Die Zahl der Wohnungslosen in Kiel hat sich binnen zehn Jahren mehr als vervierfacht: von 277 Menschen im Jahr 2009 auf 1178 im Jahr 2019. (Kieler Nachrichten 29.2.20)
- Deutschland liegt mit der Höhe des Mindestlohns von 9.35 Euro im EU-Vergleich auf Platz 16 der 19 Länder, für die Daten zur Verfügung stehen. Nur Estland, Tschechien und Spanien schneiden noch schlechter ab. Die EU-Kommission sieht den Mindestlohn in Deutschland sogar auf armutsgefährdendem Niveau.
- Insgesamt haben seit Anfang 2005 etwa 20 Millionen Personen zumindest eine Zeit lang die Grundsicherungsleistungen der Bundesagentur für Arbeit (Hartz-IV) bezogen. Dass die Gesamtzahl der Transferleistungsempfänger/innen zuletzt ebenso abgenommen hat wie die relative Höhe der Zahlbeträge, liegt nicht etwa an einem Rückgang der materiellen Bedürftigkeit von Leistungsberechtigten, sondern primär an den durch die Hartz-Reformen drastisch verschärften Anspruchsvoraussetzungen, Kontrollmechanismen und Repressalien. Mehr
Ein Generator für Vio.Me 2
Update
Vor einigen Wochen hat sich die Gelegenheit ergeben, ein Spender erklärte er könne Vio.Me einen Generator zur Verfügung stellen. Nachdem der Transport von Vio.Me und uns mit Unterstützung durch Mitglieder des Griechenland Solidaritäts Komitee Köln organisiert werden konnte hat uns heute am 19. Mai 2020 die unten stehende Mail der Arbeiter von Vio.Me erreicht.
Our dear comrades,
the generator has arrived here at the factory and we have already put it to use! We are sending you also a picture of us with the generator.
Thank you Rainer and everyone at the Griechenland Solidarity Committee so much for everything, your support means a lot to us and it gives us strength to keep fighting!
In solidarity, workers at Viome Coop
Ein Generator für Vio.Me
Spendenaufruf:
Seit nunmehr 7 Jahren haben die Arbeiter*innen von Vio.Me ihre Fabrik rückerobert, sich in Selbstverwaltung ohne Bosse organisiert und mit gleichen Löhnen und Jobrotation gearbeitet. Damit sind sie nicht nur in Griechenland zu einem Leuchtturmprojekt für Arbeiterselbstverwaltung und Rückeroberung von Betrieben geworden. Mit vielen anderen, in Griechenland und international, haben wir das Vio.Me-Projekt solidarisch unterstützt, z. B. mit der Sammlung für die Anschaffung eines Autotransporters 2016.
Nun nutzte die Mitsotakis-Regierung die Coronakrise und den von ihr selbst ausgerufenen „Kriegszustand“, um Vio.Me in die Knie zu zwingen. Am 30.3. hat die staatliche Stromgesellschaft DEI die Energieversorgung abgestellt. Nur mithilfe von geliehenen Generatoren kann die Belegschaft ein Minimum an Produktion aufrechterhalten.
Deshalb rufen die Arbeiter*innen von Vio.Me dazu auf, ihnen bei der Anschaffung eines Bio-Diesel Generators zu helfen. Denn “die Produktion, die uns am Leben hält, darf keine Minute unterbrochen werden“, appellieren sie an die internationalen solidarischen Unterstützter*innen.
Daneben kann man jetzt vermehrt Vio.Me-Produkte kaufen, u.a. zur Belieferung der Flüchtlingslager in Griechenland.
Die Anschaffung dieses Generators ist nach Absprache mit Vio.Me jetzt das Wichtigste. Wir rufen deshalb zur Unterstützung und Verbreitung dieses Aufrufs auf.
Griechenland Solidaritätskomitee Köln (gskk.org)
Spenden bitte auf das Konto:
Manfred Neugroda
Santander Consumerbank
IBAN: DE65 500 333 00 2173854100
BIC: SCFEDE33XXX
Kennwort: viome
Manolis Glezos ist gestorben
Wenn es einen Helden unserer Zeit in Griechenland gab, dann war es Manolis Glezos.
Er starb heute. Bis zum Schluss, mit 97 Jahren, war er leidenschaftlich politisch aktiv. Er wurde sehr jung zum Helden. Kurz nachdem die Nazis Griechenland besetzt hatten, am 30. Mai 1941, kletterte er nachts zusammen mit Apostolos Sandas auf die Akropolis und riss die gehisste Hakenkreuzfahne herunter. Diese Widerstandshandlung war ein Fanal, das viele Griechen zum Widerstand anregte. Während der Besatzungszeit wurde er immer wieder verhaftet und gefoltert. Auch während der düsteren Jahrzehnte nach dem Krieg wurde er aus politischen Gründen viele Jahre in Gefängnissen festgehalten. Er wurde mehrfach zum Tode verurteilt. Sein ganzes langes Leben lang hat er sich in führenden Postionen politisch engagiert. Er war Herausgeber zweier Zeitungen und hat eine Reihe von Büchern geschrieben. Von 2014 bis zum Juli 2015 war er das älteste Mitglied des Europaparlaments.
Aktuelles zu Viome
Stromversorgung von VioMe abgeschnitten. Aktuelle Pressemitteilung der Kollegen von VioMe:
Aktuelle Pressemitteilung – zum Abschalten der Stromversorgung der selbstverwalteten Fabrik von VIOME
Die im Dunkeln wirkenden Vampire der Macht fanden den “richtigen” Moment, um die Stromversorgung der selbstverwalteten Fabrik von VIOME abzuschalten:
um 6:30 Uhr morgens am 30/3/20. Ein Kran war bereits aufgestellt und die Polizeiaktion wurde von zwei Einheiten der Spezialeinsatzkräfte mit Einsatzfahrzeugen für Gefangenentransport durchgeführt, was eindeutig auf einen politischen Auftrag hinweist. Die Maßnahme erinnerte an die griechischen Regierungen der 50er Jahre, die die Kämpfer in den Morgenstunden hinrichteten, damit die Menschen nicht darauf reagieren konnten.
Wir prangern auch die „Kollegen“ des Öffentlichen Elektrizitätsversorgungsunternehmens (DEI) an, die bei dieser Aktion als Vollstrecker fungiert haben.
Wir fordern den sofortigen Wiederanschluss an die Stromversorgung.
Und das alles, während wir mit dem Arbeitsministerium über eine vollständige Legalisierung der selbstverwalteten Fabrik von VIOME in Verhandlungen stehen. Und obwohl sie wissen, dass wir Produkte für die persönliche und häusliche Hygiene herstellen, die für die Gesellschaft von vorrangiger Bedeutung sind.
Thessaloniki, den 30.03.2020
Die Kolleg*innen der SE.VIOME
Am 19. Februar zeigten wir in der Hansastr. 48 den Film der „Marktgerechte Mensch“
Ein Film der zeigt, wie Solidarität verloren geht und wir alle Ge-
fahr laufen, in Konkurrenz zueinander zu versinken, während
die Reichen immer reicher werden.
Europa ist im Umbruch. Seit dem neuen Jahrtausend und zuletzt
nach der Finanzkrise wurden neue Weichen gestellt. Die soziale
Marktwirtschaft, gesellschaftliche Solidarsysteme, über Jahrzehnte
erstritten, werden infrage gestellt. Besonders der Arbeitsmarkt und
mit ihm die Menschen verändern sich rasant. Hier setzt der Film
„Der marktgerechte Mensch“ an.
Noch vor 20 Jahren waren in Deutschland knapp zwei Drittel der
Beschäftigten in einem Vollzeitjob mit Sozialversicherungspflicht.
38 % sind es nur noch heute. Aktuell arbeitet bereits knapp die Hälf-
te der Beschäftigten in Unsicherheit! Sie befinden sich in Praktika,
wiederholt befristeter Arbeit, in Werkverträgen und Leiharbeit. So-
gar die vollkommen ungesicherten Jobs der „Crowdworker“ (Inter-
net-Arbeiter) und der „Gig-Economy“ (Auftragsarbeit per App) brei-
ten sich gerade bei jungen Leuten schnell aus. Diese Jobs funktio-
nieren auf Honorarbasis und unterlaufen den Mindestlohn. Sozial-
versichern muss sich jeder selbst wie ein Kleinstunternehmer.
Welche Folgen hat die Arbeitsmarktderegulierung für die Men-
schen? Wer auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft mitspie-
len will, muss sich von klein auf auf Flexibilität und Wettbewerb ein-
stellen. Wie verändert diese Unbeständigkeit und Konkurrenz uns
Menschen selbst und unsere sozialen Beziehungen zu anderen?
Wie gehen junge Erwachsene mit den veränderten Bedingungen
um? Schafft das vielleicht sogar neue Freiheiten?
Der Film fragt nach, ob der Mensch von Natur aus auf Egoismus und
Konkurrenz gepolt ist, oder ob nicht eher die Fähigkeit zur Zusam-
menarbeit seine Entwicklung gefördert hat. Eine junge Protagonis-
ten-Familie führt uns durch die verschiedenen Ebenen von befriste-
ter Beschäftigung, Leih- und Werkverträgen und nicht zuletzt zu den
Familienproblemen, die aus dieser Situation erwachsen.
Wie konnte es zu dieser Entwicklung kommen? Arbeitskämpfe
haben seit der Industrialisierung Standards des Arbeitsrechts er-
stritten, die für die soziale Marktwirtschaft grundlegend waren. Wel-
che politischen Entscheidungen waren bestimmend, als seit den
1980er Jahren zuerst in den USA und dann auch in Großbritannien
der schlanke Staat, die Beseitigung aller Schranken des Marktes
und der entgrenzte globale Wettbewerb propagiert wurden? In
Deutschland etablierte sich diese Politik erstmals mit der Rot-Grü-
nen Regierung Schröder/Fischer. Mit einer Senkung der Unterneh-
menssteuern und der Deregulierung des Arbeitsmarktes schaffte
sie es, deutschen Konzernen nachhaltig Kostenvorteile zu verschaf-
fen. Die Realeinkommen sanken allerdings infolge dessen zwischen
den Jahren 2000 und 2010 im Mittel um 4,2 Prozent, im unteren
Lohnbereich sogar um bis zu 23,1 Prozent.
„Wir haben geliefert“ sagen die verantwortlichen Politiker in Grie-
chenland, Italien Spanien und Portugal. Auch sie haben nach der
Finanzkrise gezwungenermaßen den Arbeitsmarkt dereguliert. Die
Arbeitslosigkeit ist dadurch nirgendwo gesunken. Aber fast alle
Menschen in Europa verlieren an sozialer Sicherheit und werden in
einen Konkurrenzkampf geschickt, der zunehmend alle Lebensbe-
reiche umfasst und viele ins Abseits drängt.
Der Film „Der marktgerechte Mensch“ diskutiert schließlich ver-
schiedene Versuche, dieser Entwicklung entgegenzutreten, sie so-
zial abzufedern und ihr auch individuell zu entgehen. Es ist ein Film,
der Verständnis schaffen will und Mut macht, sich einzumischen.