Selbstverständnis

Das Solidaritätskomitee für Griechenland gründete sich nach der Konferenz „Europa von unten“ in Kiel am 29. September 2013. Das Komitee besteht aus verschiedenen Spektren der Linken, GewerkschaftlerInnen und unorganisierten Personen. Es verbindet uns die Empörung über die bewusste Verelendung einer ganzen Bevölkerung durch die Abwälzung der Kosten der Wirtschafts- und Finanzkrise und die Medienhetze sowie Verdrehung von Fakten von Journalisten und der deutschen Regierung. Aus diesem Grund will das Komitee eine Gegenöffentlichkeit erzeugen, um auf die miserablen Lebensbedingungen in Griechenland aufmerksam zumachen und Hintergründe und Ursachen der Krise in Griechenland zu benennen. Darüber hinaus sollen auch solidarische Projekte unterstützt werden, um Menschen in Griechenland konkret zu helfen.

Griechenland befindet sich seit nunmehr fünf Jahren in einer schweren Wirtschaftskrise.

· Die Arbeitslosigkeit ist auf 30 % gestiegen, bei den Jugendlichen sind es ca. 60%.
· Vier Millionen Menschen (von 10 Millionen) leben in Armut.
· Löhne und Gehälter sind seit 2008 um 35-40 % gesunken.
· Die Renten werden gekürzt, viele alte Leute haben nicht genug Geld
   um heizen zu können
· Die Gesundheitsvorsorge ist in weiten Strecken zusammengebrochen.
· Die Tarifautonomie wird attackiert, da die Troika den wirtschaftspolitischen Rahmen     vorschreibt.

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Das ist das Ergebnis der Kürzungspolitik der „Troika“ (EZB/EU/IWF), die von der griechischen Regierung umgesetzt wird. Vor allem die deutsche Bundesregierung erhöht beständig den Druck auf die griechische Bevölkerung. Immer neue Pläne zum Sozialabbau und zu Privatisierungen werden bekannt. Der Ausverkauf des Landes steht an. So sollen ab 2014 Besitzer_innen von Wohnungen, die ihre Hypotheken nicht mehr zahlen können, aus ihren Wohnungen geräumt werden. Zur Durchsetzung dieses Spardiktats wurde die griechische Verfassung gebrochen, wurden die Rechte des Parlaments ausgehebelt und die Tarifautonomie beseitigt.

In Deutschland werden uns die Sparauflagen medial als „Griechenland-Hilfe“ oder „Rettungspaket“ verkauft. Eine glatte Lüge. Der griechischen Bevölkerung wurde und wird nicht geholfen. Gerettet werden griechische, französische und deutsche Banken. Die Kredite und sog. Hilfspakete dienen ausschließlich dazu, Schulden und Zinsen bei den internationalen Finanzkonzernen zu begleichen.

Ebenfalls eine Lüge ist die Behauptung, die griechischen Arbeiter wären selber schuld, weil sie zu wenig arbeiten und über ihre Verhältnisse leben.So meldet beispielsweise die zuständige EU-Agentur „Eurofound“, dass die Griechen durchschnittlich 1816 Stunden im Jahr arbeiten, und damit deutlich mehr als die Deutschen, die auf 1655 Stunden kommen. Zwischen die lohnabhängigen Menschen in den Ländern der EU soll ein Keil getrieben werden. Damit will die Troika vorbeugen: Gegenseitige Unterstützung und internationale Solidarität gegen die verordneten Spardiktate sollen verhindert werden.

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Denn Griechenland ist das europäische Versuchslabor für die Abwälzung der Krisenlasten auf die Bevölkerung. Ähnliche Sparprogramme wurden z.B. in Portugal, Spanien und Italien aufgelegt. Frankreich und Deutschland werden folgen, wenn die Krise auch hier ihre Wirkungen entfaltet. Wir sagen: Die deutsche Regierung trägt mit ihrer Kürzungs- und Umverteilungspolitik eine unmittelbare Verantwortung für das Massenelend in Griechenland. Die EU, unter Führung der Bundesrepublik bestimmt, was in Griechenland geschieht und zukünftig geschehen soll:

– Privatisierung von kommunalen und staatlichen Unternehmen,
– drastische Kürzung von Löhnen und Sozialleistungen,
– Massenentlassungen,
– Zerstörung des Gesundheitswesens.

Die sogenannten Hilfspakete dienen nur den Interessen der Gläubiger. Die griechische Bevölkerung führt einen verzweifelten, aber auch beispielhaften Abwehrkampf
gegen die Spardiktate und den Abbau demokratischer Rechte: mit der Schaffung sozialer Selbsthilfeorganisationen, durch Betriebsbesetzungen, Streiks und Generalstreiks, durch Massendemonstrationen und der Belagerung des Parlaments.

Wir haben in Kiel ein Solidaritätskomitee gegründet, das folgende Ziele verfolgt:

– Aufklärung über die wahren Ursachen der Lage in Griechenland.

Solidarische Unterstützung der Griechen, die einen eigenen Weg suchen, um sich aus der Bevormundung und Verarmung durch die EU zu befreien. Wir wollen allerdings nicht „den Griechen“ Ratschläge geben, wie sie ihren Kampf führen sollten. Wir sehen als unsere Aufgabe an, gegen diese unsoziale Politik im eigenen Land aktiv zu werden

Praktische Unterstützung von Selbsthilfeprojekten in Griechenland durch Sammlung von finanziellen Spenden.

Macht mit im Griechenland-Solidaritätskomitee Kiel!

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